Der Trio/Logik allerletzter Teil
„Du darfst die Schmierfinken nicht zu ernst nehmen”, sagte die Gesichtslose, die sich auf einmal in Hermanns Blickfeld schob. Um ihren Hals trug sie einen Sack, in der rechten Hand ein Schachbrett und in der linken eine Folie.
„Sie erfinden nur Images, aber das wirklich Wichtige entgeht ihnen. Nimm mich: ich habe ein Scheissimage, aber ich bin scheissreich.”
„Was bist du?”, fragte Hermann, „Banker/in/Sternchen? Automobilhersteller/in/Sternchen?”
Die Gesichts/ und Hirnlose lachte. „Alles Amateure. Ich be/scheisse und ver/rate. Passgenau und individuell, in jedem Einzelfall. Es gibt so viele Probleme. Für jedes Problem eine individuelle Lösung. Und die sieht so aus:”
Mit großem Tamtam zeigte sie Hermann ihre ausgeklügelte Folie. Darauf war ein schwarz/weißer Pfeil zu sehen, der nach unten zeigte.
„Alles runter. Kosten reduzieren. Strukturen verschlanken. Personal abbauen. Passgenau und individuell, in jedem Einzelfall. Klappt immer. Ist todsicher. 100 Prozent.” Sie lächelte und fegte ein paar Bauern vom Brett in ihren Sack.
„Und wenn nicht?”, zweifelte Hermann.
„Wenn nicht, gibts nicht. Wenn doch: Ich sagte doch, eine individuelle Lösung für jedes Problem. Und das ist sie halt. Falls mal nicht“, die Gesichts/Hirn/ und Verantwortungslose reagierte souverän und drehte die Folie auf den Kopf, „Alles hoch. Wachstum schaffen. Expandieren. Investieren. Passgenau und individuell, in jedem Einzelfall. Klappt immer. Ist todsicher. Häufig auch der sichere Tod. Aber nicht meiner.”
Sie griff in den Sack, holte eine Menge Figuren heraus und ließ sie locker planlos zufällig auf das Schachbrett fallen, wo sie panisch herum sprangen und liefen und zu türmen versuchten.
„Du musst nur aufpassen, dass dem König nichts passiert”, grinste sie und hielt denselben mit eisernem Griff umklammert.
„Und wenn schon. Ich repariere alles.” Ein blauer Overall baute sich vor Hermann auf und stieß die Be/scheisser/in/Ver/räter/in samt Folie und Brett in die Gosse, wo der bierselige Jouri schon wartete, um mit ihr blinde Kuh zu spielen. In seinen vielen Händen hielt er einen Hammer, einen Pinsel, eine Säge, einen Schraubenzieher und viele andere Dinge, die Menschen mit Verstand ein Gräuel sind. Er holte einen Gegenstand aus seiner blauen Latzhose heraus und beäugte ihn misstrauisch.
„Ich denke”, dachte er laut, „das ist das, was andernorts ‚Uhr’ genannt wird. Komisches Ding. Warum zählt das bis 12? Nichts für mich. Auf jeden Fall, hier bin ich. Ich denke, gerade noch rechtzeitig. Auf die Sekunde – welche auch immer – genau. Lass uns mal ne Runde denken. Oder du denkst vor und ich nach oder mit.”
Hermann Staupe, um den es und der in letzter Zeit immer stiller geworden war, reagierte prompt. „Out and over” explodierte er, „jetzt reicht’s. Ich habe ja vieles Schräges erlebt. Aber nun ist Schluss. Ihr habt’s übertrieben. Ein Handwerker, auf den man nicht ein halbes Jahr warten muss! Ein Handwerker, der mit/denkt! Ein Handwerker, der pünktlich ist!”
Kopfschüttelnd verließ Hermann Staupe die Welt des Schräg/Denkens.
„Du hast übrigens ein riesiges Bindestrich/Problem”, riefen ihm Stimmen hinterher, „so wirst du es nie finden!“