(...und der Klischeekiller)
Tatsächlich fand ich es nicht sehr provokant, sondern eher amüsierend, da ich als Krimiliebhaberin auch schon die immer gleichen Figuren/Stereotype bemerkt habe. Das weibliche Äquivalent des männlichen alkoholabhängigen Kommissaren ist übrigens die alleinstehende Kommissarin, die ihr Kind verloren hat (und es nun in Flashbacks immer wieder sieht).
Besonders musste ich auch bei der Stelle mit der politischen Inkorrektheit lachen, weil inzwischen alle so sensibilisiert sind, bloß politisch korrekt zu sprechen, dass man eigentlich nur noch ins Fettnäpfchen treten kann. Teilweise wird man schon fast absichtlich falsch verstanden, damit irgendwelche „Gender Studies” – Student:innen (ein Klischee?) einem Rassismus, Sexismus oder gleich beides vorwerfen können.
Allgemein finde ich nicht das Schubladen-Denken an sich problematisch, sondern den Fakt, dass man sich oft nicht darüber bewusst ist. Ich glaube sogar, dass es total natürlich ist, das Geschehene und die Personen um sich herum einzuordnen. Wichtig ist wie gesagt nur, sich darüber im Klaren zu werden, was man tut, wenn man Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Religion, ihrer Herkunft, etc. in eine Ecke drängt. Vielleicht bräuchten wir also „offene” oder „flexible Schubladen”?
Ein weiteres Thema was mir hierzu einfällt ist die zunehmende Individualisierung. In den letzten Jahren habe ich beobachtet, dass (zumindest in Deutschland) alle immer mehr Wert darauf legen, individuell zu sein. Das klingt natürlich in einem ersten Schritt erst einmal gut (#seiduselbst #Authentizität). Allerdings nimmt das Bestehen darauf, anders zu sein, gerade komische Züge an und irgendwann ist jeder „so individuell”, dass wieder alle gleich werden. Zudem spaltet es auch eine Gesellschaft, wenn sich alle durch ihre Andersartigkeit abgrenzen. Vielleicht wäre da ein bisschen weniger „Ich” und ein bisschen mehr „Wir” ganz heilsam..? (Vgl. China, aber bitte ohne die ganze Überwachung und das Social-Credit-System)
Kann man Klischees auflösen? (Und wenn ja, wie?) Oder werden alte Klischees höchstens durch neue ersetzt? Und sind Klischees nicht vielleicht auch hilfreich in einer Welt, in der alles so komplex und vielschichtig ist, dass einige Menschen „einfach kapitulieren” und zu „quer”-Denkern werden, weil es leichter ist zu glauben, dass Schlangenmenschen die Welt manipulieren, als dass es zwischen schwarz und weiß noch tausend Grautöne gibt?